Entlang der Costa Verde
Ende Januar habe ich mit Freunden einen Kurztrip in den Nordosten des Landes gemacht – genauer gesagt auf die Halbinsel Samaná. Von Cabarete fuhren wir mit dem Auto entlang der Küstenstraßen und durchquerten dabei einige Kleinstädte und Dörfer. Die Nordküste der Dominikanischen Republik wird auch Costa Verde (dt. Grüne Küste) genannt und macht ihrem Namen alle Ehre. Bevor wir die Halbinsel erreichten, sahen wir zu unserer linken Hand das Meer und endlose Strände mit Palmen und zur rechten Hand erspähten wir einige Hügel.
Nach knapp drei Stunden Autofahrt machten wir einen kurzen Stopp in der Stadt Samaná, um Bilder der wunderschönen Bucht und den touristischen bunten Buchstaben zu schießen. Von den bunten Buchstaben habe ich bereits in meinem Artikel „Roadtrip durch den dominikanischen Südwesten“ berichtet. Aus dem Auto hinter uns sprangen zeitgleich weitere Tourist*innen, welche die gleiche Idee hatten. Wie klein die Insel doch ist – diese Tourist*innen waren zuvor Gäste im Hostel in Cabarete, mit denen wir zuvor schon viele Tage und Abende verbracht hatten. Sie sind ein paar Tage vor uns zu einem Roadtrip aufgebrochen und es stellte sich heraus, dass sie aus dem Hostel kamen, wo wir hin wollten. Unser Tagesziel war nämlich nicht die Stadt Samaná, sondern das Dorf El Valle auf der anderen Seite der Halbinsel.
Angekommen in El Valle
Im Hostel „Ganesh“ erwarteten uns bereits Freunde aus Santo Domingo. Dort hörte ich überraschenderweise viele Menschen Deutsch sprechen und es stellte sich heraus, dass es sich im Hostel um eine Zusammenkunft verschiedener Künstler*innen aus Deutschland und der Dominikanischen Republik handelte. Alles initiiert und finanziert von einem deutschen Mann … gemeinsam organisiert mit einem Jugendfreund, der seit Jahrzehnten in der Dominikanischen Republik lebt. Die Künstler*innen aus Deutschland – wobei sie aus allem möglichen Ecken der Welt stammen – haben ihren Kunstmittelpunkt im Projekt „Gaswerksiedlung“ in Berlin. Es war schon eine interessante Gruppe … jeden Abend gab es eine oder mehrere Performances verschiedener Stilrichtungen wie Tanz, Feuer-/ Lichtshows oder Live-Musik … und wir mitten drin. Es war eine schöne und spannende Erfahrung und vor allem die lang ersehnte Abwechslung!
Außerdem war der kleine Ort so weit abgeschottet, dass wir kein Handynetz hatten und da wir gezeltet haben, auch kein W-LAN. Die Zeit ohne Smartphone bzw. Internet hat mir auf jeden Fall gut getan! An diesem Ort blieben wir zwei Nächte und zwischendurch machten wir einen Tagesausflug zum Playa Rincón, welcher an einer anderen Ecke der Halbinsel liegt. Wir waren fast die einzigen Strandbesucher*innen und es sah aus wie aus dem Katalog – kristallklares Wasser, Palmen und ein endloser Sandstrand. Unglaublich schön!
Zwischenstopp am Salto El Limón
Anschließend ging es für eine weitere Nacht in den Küstenort Las Terrenas. Wir machten einen Zwischenstopp, um eine kleine Wanderung zum Wasserfall Salto El Limón zu unternehmen. Also gesagt, getan! Es ging ca. 2,5 km bergab … überwiegend über Geröll und Matsch, da es den Tag zuvor geregnet hat. Alle wissen, was es bedeutet, wenn es erst bergab geht – dann geht’s auf dem Rückweg wieder bergauf. Dazu gleich mehr. Neben uns waren einige weitere Tourist*innen unterwegs – die Mehrheit mit lokalen Guides oder zu Pferd, was wir zuvor mehrmals ablehnten. Unten am Wasserfall Salto El Limón angekommen, sahen wir badende Tourist*innen und wartende einheimische Guides. Auf einmal verdunkelte sich der Himmel. Wir haben noch schnell ein paar Fotos geschossen und ich konnte die ersten Regentropfen nicht von der Gischt des Wasserfalls unterscheiden. Der Wasserfall war ebenfalls wunderschön und einen Ausflug wert – dafür nehme ich den Regen in Kauf.
Aber dann regnete es auch schon so richtig! Wir versuchten uns zunächst vergebens unterzustellen, aber machten uns dann doch an den Aufstieg. Klitschnass kamen wir am Eingang des Nationalparks an, wo wir uns erstmal unterstellen konnten bis der Regenguss vorüberzog. Mittlerweile habe ich gelernt, dass ein Sturzregen in der Dominikanischen Republik so schnell vorbei sein kann wie er gekommen ist. Vom Eingang war es immer noch ein ganzes Stück zum Auto und ich glaube, dass ich noch nie so schnell bergauf gestiegen bin. Der Aufstieg war auch eher eine Rutschpartie, aber wir schafften es unverletzt und wieder getrocknet zum Auto.
Las Terrenas
Anschließend fuhren wir die letzten Kilometer bis nach Las Terrenas, wo es angeblich die schönsten Strände des Landes geben soll. Naja, was soll ich sagen?! Der Himmel war noch grau und es war schon spät. Allerdings konnte ich erahnen, welche Strände damit gemeint sind. Wir haben ein süßes kleines französisches Café entdeckt, welches ein paar Tage zuvor die Türen geöffnet hat. Dort haben wir uns bei Tee und Gebäck aufgewärmt … bevor wir unser Zelt erneut aufschlugen. Diesmal allerdings im Garten bzw. auf dem Familienanwesen eines Freundes. Da es am darauffolgenden Tag immer noch regnete, entschieden wir uns den Rückweg nach Cabarete anzutreten. Wir kamen in den Genuss die relativ neue Schnellstraße zu nutzen – das hat uns allerdings 600 Pesos (~8,50 €) Maut gekostet. Bei diesen hohen Preisen wundert es mich nicht, dass viele Dominikaner*innen nicht herumkommen. Schließlich kommen da noch zusätzlich Benzinkosten sowie Kosten für Verpflegung und Unterkunft hinzu … was schlichtweg für den Großteil der Bevölkerung zu teuer ist. Auf der anderen Seite muss ich allerdings auch zugeben, dass ich selbst nicht viel von Deutschland gesehen habe. Außerhalb des eigenes Landes habe ich keine Probleme für mehrere Stunden im Bus oder Auto zu sitzen – auch wenn nur für wenige Tage – aber Zuhause siegt dann meist doch die Bequemlichkeit und ich bleibe eher in Norddeutschland.