Liebe Leser,
meine Reise hat nun begonnen. Am Samstag stieg ich in Buenos Aires in den Flieger, der mich in den Süden Argentiniens bringen sollte. Nach 4 Stunden Flug war ich denn endlich auch in El Calafate, 2.800 km von Buenos Aires entfernt, angekommen. Das Hostel hat für mich einen Platz in einem Bus reserviert, der mich in die Stadt brachte. Naja, es ist wohl eher ein Dorf nach argentinischem Maßstab. Mit zwei argentinischen Mädels, die ich im Flugzeug kennengelernt habe, machte ich mich dann auf den Weg, um uns das Dorf genauer anzuschauen. Natuerlich durften Mütze, Schal und Handschuhe nicht fehlen. Es ist nämlich ziemlich kalt hier … immer Minusgrade. Von 5ºC bis -10ºC. Unvollstellbar irgendwie, dass es im August so kalt ist … und Schnee lag auch.
Also am Samstag sind die beiden Mädels und ich nach einem kleinen Spaziergang ins Glaciarium gefahren, was ein Gletschermuseum ist und eine Eisbar hat. Schließlich dreht sich hier alles um das Thema Gletscher, da der berühmte Gletscher Perito Moreno hier gleich um die Ecke liegt. Das Museum war sehr interessant und gab viele Informationen darüber, wie ein Gletscher ensteht, wo es welche auf der Welt gibt etc. Alles wurde anhand von kleinen Filmchen veranschaulicht. Trotzdem war es meiner Meinung nach viel zu teuer. Ebenso der Eintritt in die Eisbar, wo man sich im Endeffekt nur 20 Minuten aufhalten konnte. Nagut viel länger hätte man es auch nicht ausgehalten. Alles war in der Bar aus Eis – die Gläser, die Skulpturen, die Sitzbänke. Ein Glück haben wir einen gefütterten Poncho und dicke Handschuhe bekommen. Die Getränke haben troztdem sehr, sehr lecker geschmeckt.
So nun erstmal ein paar kleine Informationen über El Calafate: El Calafate hat an die 20.000 Einwohner und liegt in Patagonien, in der Provinz Santa Cruz. Das kleine Städtchen liegt direkt am Lago Argentino und man hat einen Ausblick auf den See und die Berge. Es gibt nicht viel zu sehen in dem Ort, außer vielleicht das geschützte Sumpfgebiet und die Bucht, die vielen Vogelarten ein zu Hause bieten. Aber der eigentliche Grund, warum El Calafate so beliebt ist, ist die Nähe zu dem Parque Nacional los Glaciares (Nationalpark der Gletscher).
Viele Reisebüros, aber auch die Hostel und Hotels bieten Tagestouren in den Park an. An einer dieser Touren habe ich teilgenommen und es war unglaublich! Ich wurde morgens mit einem Bus abgeholt und nach einigen Zwischenstopps, wo wir Fotos machen konnten, kamen wir beim Gletscher an. Zunächst machten wir eine kleine Bootsfahrt um den Gletscher Perito Moreno aus nächster Nähe zu begutachten. Einfach unvorstellbar! Er schimmerte in einem schönen blau und zwischendurch hörte man ein lautes Krachen, da Eismassen an der Gletscherfront abbrachen. Es fing an zu schneien und als das Boot anlegte, stürmten die Kinder hinaus und wälzten sich im Schnee. Sie hatten noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen und nun schneite es auch noch … nicht viel und nicht lange, aber sie haben sie trotzdem gefreut. Also für mich war es auch ungewohnt, dass es im August schneit, aber ich habe nur gedacht: „Oh nicht noch mehr Schnee … ich werde davon bestimmt noch dieses Jahr genug sehen.“ Nach der Bootsfahrt ging es denn ein Stück weiter mit dem Bus auf den Berg hinauf bis wir an dem Punkt ankamen, wo wir auf eigene Faust spazieren gehen konnten. Es gab Wanderpfade mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad und man hatte stets einen Blick auf den Gletscher aus allmöglichen Perspektiven. Und stets schimmerte er blau. Es trieben Eisblöcke auf dem See herum, die auch blau waren. Trotz Kälte habe ich den Tag doch sehr genossen.
Informationen über den Gletscher Perito Moreno:
Er ist 35 km lang, 5 km breit und 70 m hoch. Unter Wasser erreicht er eine Tiefe von 100 m an der Gletscherfront. Er bewegt sich ziemlich schnell voran … 2 m pro Tag, also über 700 m pro Jahr. An der Gletscherstirn kalbt er ständig, d.h. Eisberge brechen immer auf’s Neue dort ab. Weltweit gehen die meisten Gletscher zurück (wie man eigentlich wissen sollte, dank Klimawandel), doch der Perito Moreno ist noch ziemlich stabil. Manchmal rückt er soweit vor, dass er einen Arm des Lago Argentino abtrennt, sodass sich ein gewaltiger Druck aufstaut bis sich das Wasser wieder einen Weg durch die Eismassen bahnt. Und dann kracht es wieder!
Am Montag bin ich dann mit dem Bus in das 220 km entfernte El Chaltén gefahren. Morgens um 8 Uhr gings los. Es war noch dunkel, so dass mir der Weg zum Busbahnhof vorkam, als wäre es mitten in der Nacht gewesen. Auf der dreistündigen Fahrt habe ich fast nur geschlafen. In El Chaltén angekommen, wurden wir von einer Dame empfangen, die uns erklärte, wie man sich in einem Nationalpark verhält. Schließlich liegt das kleine Dorf von ca. 1000 Einwohnern im Sommer und 600(!!!) Einwohner im Winter in den Bergen, wo es viele Wanderwege gibt. Ja, also machten Erica und ich uns auf den Weg einen Berg zu erklimmen, von dem man eine super Aussicht auf den Fitz Roy haben sollte. Bei Unwetter ging es los … Kein Wunder, dass das Dorf wie ausgestorben wirkte. Alle Läden, Bars und Hotels hatten geschlossen und die Fenster waren mit Zeitungspapier verklebt. Also mit Unwetter meine ich richtig starker Wind von vorne (ca. 50 km/h), so dass uns die Hauptstraße ewig lang vorkam, bis wir endlich am Wanderpfad ankamen. Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu nieseln, aber natürlich hatten wir an wetterfeste Kleidung gedacht. Es ging also los … den Berg hinauf. Zunächst ein paar Stufen erklimmen, die mir ungefähr bis zum Knie reichten. Nach 15 Minuten war ich schon geschafft, dabei warteten noch 1,5 Stunden Wandern auf uns. Zwischendurch gab es ein paar Aussichtsplattformen. Doch leider war der Wind so stark, dass es uns buchstäblich umhaute und wir die Aussicht nicht so genießen konnten. Es ging also weiter … immer weiter … bergauf … über Stock und Stein … über kleine Bäche … durch den Matsch. Teilweise war der Weg so verschneit und vereist, dass wir manchmal ganz schön ins Rutschen kamen. Was haben wir uns bloß dabei gedacht?! Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir dann eine kleine Pause machen an unserem ersten Ziel: Die Lagune Capri.
Wir haben eine Kleinigkeit gegessen und wären meine Hände nicht eingefroren (Essen mit Handschuhen stellte sich nämlich als etwas schwierig heraus), hätte ich noch eine Weile länger dort sitzen können, um die Aussicht zu genießen. Die Lagune war fast komplett vereist und man sah den Schnee, der vom Wind über das Eis gepeitscht wurde. Verrückt … und das im August! Nach weiteren 20 Minuten haben wir dann unser zweites Ziel erreicht: Den Aussichtspunkt um den Fitz Roy zu begutachten. Ja schade nur, dass es so neblig und diesig war, so dass man schon gar nicht die Bergspitzen vom Himmel unterscheiden konnte. Den Fitz Roy habe ich nicht gesehen, aber wir haben alles versucht.
Es ging also an den Abstieg. Gefährlicher als der Aufstieg, da wir ständig wegrutschten und uns an den Bäumen festhalten mussten. Trotzdem kamen wir schneller voran und nach insgesamt 4 Stunden wandern (Auf- und Abstieg zusammengefasst) erreichten wir das Dorf. Nun mit dem Wind im Rücken kam die Hauptstraße mir gar nicht mehr so lang vor … El Chaltén wirkte wie ein Geisterdorf … es wurde nicht richtig hell, da es ständig bedeckt war … hier und dort sah man mal eine menschliche Seele … die Türen quietschten im Wind und die Hunde trieben sich ziellos herum. In der Dunkelheit wäre es ganz schön gruselig geworden, aber soweit kam es gar nicht, da wir uns in den warmen Bus setzten und wieder nach El Calafate fuhren. Im Bus habe ich mit Bedauern festgestellt, dass Wandern einfach nichts für mich ist! Noch weniger bei Schnee und Eis. Ich bin einfach ein Mädchen vom platten Land und das ist auch gut so 😉
Mein nächstes Ziel ist Puerto Madryn an der Atlantikküste. Der Bus fährt in einer Stunde … die Sachen sind gepackt und auf geht’s! 🙂
Ganz liebe Gruesse,
Mariel (: