Mittlerweile bin ich schon fast ein Jahr hier in der Dominikanischen Republik. Letztes Jahr Mitte Juli habe ich mich in Chile in den Flieger bis nach Santo Domingo gesetzt. Seit August 2020 verweile ich in Cabarete. Wer hätte es gedacht?! Eigentlich wollte ich nur einen Monat als Freiwillige im Hostel unterkommen. In letzter Zeit blättere ich viel durch meine Reisetagebücher. Seitdem ich nicht mehr in Deutschland bin, habe ich wieder mit dem regelmäßigen Schreiben angefangen. Absolut empfehlenswert, um die eigenen Gedanken zu ordnen – nicht nur auf Reisen!
Mein Eintrag vom ersten Abend im Castillo fängt wie folgt an: „Puh, endlich mal Zeit für mich. Er ist so still hier und ich höre nur die Insekten draußen. Endlich Zeit zur Ruhe zu kommen.“
Direkt am ersten Abend habe ich gespürt, dass ich hier richtig bin und durchatmen kann. Aus dem einen Monat im Castillo sind dann sechs Monate geworden. Auf der einen Seite verging die Zeit wie im Fluge, aber dann gab es auch wieder diese Zeitlupentage und -wochen. Wer kennt sie nicht?!
Ausflüge zum Río Yásica
In den letzten Wochen habe ich mehrere Ausflüge zum naheliegenden Fluss Río Yásica gemacht, hauptsächlich in die Nähe des Piscina Park Geko in Sabaneta. Dort gab es Mitte Mai das kleine nachhaltige Corito Sostenible – Festival, organisiert von Menschen aus und um Cabarete. Corito Sostenible heißt übersetzt soviel wie „nachhaltige Gruppe“. Es wurden verschiedene Workshops angeboten, es gab Live – Musik und wer wollte, konnte sogar dort zelten. Es gab kein Plastik und kein Verpackungsmüll – ein eigenes Glas musste mitgebracht oder gekauft werden. Ich hatte dort eine sehr schöne Zeit und es war befreiend mal wieder zu tanzen.
Informationen zum Río Yásica
Die anderen Male haben wir unten am Fluss verbracht. Der Piscina Park Geko ist nämlich ein Pool mit Bar, Restaurant, Billardtisch und Volleyballfeld. Wenn man den Park durchquert, gibt es einen Pfad, der runter zum Fluss führt.
Der Río Yásica entspringt in den Bergen in der Nähe Santiagos und ist ca. 82 km lang. Dieser Fluss ist in den nördlichen Provinzen Santiago, Puerto Plata und Espaillat von besonderer Bedeutung. Er versorgt 174.000 Menschen in 70 Ortschaften mit Wasser. Aus touristischer Sicht ist der Fluss dahingehend relevant, da er die Hotels und Restaurants im Touristenzentrum Puerto Platas mit Wasser versorgt. Da die Nachfrage an Unterkünften in dieser Provinz stetig steigt, nimmt auch die Wassernachfrage zu. Aus agrarwirtschaftlicher Perspektive versorgt der Fluss die umliegenden Kaffeebohnenfelder und die Viehwirtschaft sowie natürlich die ansässige Flora und Fauna.
Illegale Ausgrabungen führen zu vielschichtigen Problemen
Nicht nur der Río Yásica, sondern auch andere Flüsse in der Dominikanischen Republik sind von illegalen Ausgrabungen betroffen. Es werden Sand und Kies für den Bau von Straßen, Gebäuden und weiteren Konstruktionen entnommen. Außerdem werden nicht genehmigte Entwässerungskanäle gebaut. Dies führt dazu, dass die Dünen, Mangroven und Feuchtgebiete an der Flussmündung gefährdet sind. Ebenfalls kommt es zu Sanderosionen an den Stränden von Cabarete, was sich zukünftig wahrscheinlich negativ auf den Tourismus auswirken wird … und da die Tourismuswirtschaft die derzeitige Haupteinnahmequelle des Ortes ist, kann sich dies zu einem großen Problem entwickeln.
Des Weiteren wirken sich diese Ausgrabungen auf den Grundwasserspiegel und die Fließgeschwindigkeit aus. Der Fluss wurde sogar umgeleitet und fließt heute teilweise versetzt an einer anderen Stelle.
Wie gesagt, ist dies nicht nur ein Problem des Río Yásicas, sondern es handelt sich dabei um ein landesweites Problem.
Privaten Fuhrunternehmen bekommen z.T. zeitlich begrenzte Genehmigungen, die allerdings überschritten werden, oder sie erkaufen sich diese Zulassungen. Abnehmer sind vor allem die ferreterías (dt. Baumärkte), um den Sand oder Kies aus den Flüsse weiterzuverkaufen.
Studien und Gegenstimmen
Außerdem machen Studien der Akademie für Wissenschaften auf die Problematik aufmerksam, indem sie die Thematik ausführlich beleuchten, hinterfragen und Auswirkungen aufzeigen. Die Regierung ist also im Bilde, allerdings finden Kontrollen nur sporadisch statt oder Kontrolleure sind bestechlich. Da wären wir dann auch wieder beim Thema Korruption in der Dominikanischen Republik angekommen. Es gibt Umweltaktivist*innen, die seit Jahren auf das Thema aufmerksam machen und Fälle aus ihrer Umgebung dem Ministerium melden. In vereinzelten Fällen werden die Akteure sogar zu Geldstrafen verurteilt, aber allerdings sind diese noch eher die Ausnahme als der Regelfall.
Und wie es so oft bei solchen Vorfällen ist: Solange die großen beteiligten Akteure nicht verurteilt und angemessen zur Kasse gebeten werden, werden der Río Yásica, weitere Flüsse und die Umwelt wohl weiter darunter leiden.
Ein kleiner Geheimtipp
Warum ich aber eigentlich ganz gerne Zeit am Río Yásica verbringe? Zum einen erinnert es mich an mein Zuhause – nicht unbedingt das drumherum, aber die Tatsache in einem Fluss zu baden. Zum anderen ist es dort sehr idyllisch und ruhig … das Wasser ist nicht zu tief … und zuletzt beinhaltet der Flussschlamm viele Mineralien, die gut für die Haut sind. Jedes Mal fahre ich mit samtweicher Haut zurück nach Cabarete. Also ein absoluter Geheimtipp für ein gratis Wellness-Erlebnis.