Wohnen und essen für lau? Auf Reisen? Das geht? – als Antwort erhältst du von mir ein ganz klares JA! Der Schlüssel dafür heißt „Urlaub gegen Hand“. Was das aber genau ist und welche Erfahrungen ich damit gemacht habe, erfährst du in diesem Blogbeitrag. Außerdem gebe ich dir ein paar Tipps, wie und wo du nach geeigneten Stellen recherchieren kannst. Also viel Spaß beim Lesen!
Inhaltsverzeichnis
Was ist "Urlaub gegen Hand"?
Vielleicht fragst du dich jetzt: Was ist eigentlich „Urlaub gegen Hand“? Ich erkläre es dir kurz: „Urlaub gegen Hand“ ist eine bestimmte Form des Reisens und eignet sich vor allem für Menschen, die gerne Low-Budget unterwegs sind oder unterwegs gerne aktiv werden möchten. Wie der Name „Urlaub gegen Hand“ schon suggeriert, handelt es sich dabei um einen Austausch zwischen Reisenden und Hosts. Reisende erhalten im Austausch für ihre Arbeitskraft (≈ Hand) eine kostenlose Unterkunft und Verpflegung. Also ist es nicht ganz für lau, da du ja deine Arbeitskraft anbietest. Im Kern basiert Urlaub gegen Hand auf der Idee des Gebens und Nehmens, bei dem Reisende ihre Fähigkeiten in unterschiedlichen Projekten unter Beweis stellen können. Natürlich ist diese Art des Reisens mit Kosten verbunden, denn Transport und private Ausflüge werden nicht von den Hosts übernommen. Falls du den Traum von einer Langzeitreise hast, aber nicht weißt, wie du ihn finanzieren kannst, dann schau auch gerne auf meinem Blogbeitrag „Langzeitreise finanzieren – wie geht das?“ vorbei.
6 Gründe, warum du "Urlaub gegen Hand" machen solltest
Kommen wir nun aber dazu, warum ich gerne Urlaub gegen Hand mache. In den letzten Jahren habe ich folgende Vorteile durch Urlaub gegen Hand erfahren:
- Kulturelle Immersion: Du erhältst tiefe Einblicke in die lokale Kultur, da du mit Einheimischen zusammenwohnst und arbeitest. Dadurch bekommst du Einblicke in deren Alltag aus erster Hand.
- Aufbau von internationalen Freundschaften: Oftmals bieten Hosts Plätze für mehrere Reisende an. So lernst du nicht nur Einheimische kennen, sondern auch andere Reisende aus aller Welt.
- Reduzierung der Reisekosten: Da du dir die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sparst, kannst du länger von deinen Ersparnissen oder Einkommen leben.
- Flexibilität: Urlaub gegen Hand bietet dir mehr Flexibilität bei der Reiseplanung. In der Regel besprichst du mit deinem Host, wie lange du mindestens bleiben möchtest. Je nach Projekt musst du mit einer kurzen Einarbeitungszeit rechnen. Nach hinten raus ist dem aber oft keine Grenzen gesetzt. Wenn es dir gut gefällt, sag‘ es und du kannst ggf. deinen Aufenthalt verlängern.
- Vielseitige Erfahrungen: Du hast die Möglichkeit, Einblicke in verschiedene Tätigkeiten und Projekte zu erhalten. Die Projektvielfalt ist einfach riesig – von landwirtschaftlichen Projekten über Gastgewerbe bis hin zu gemeinnütziger Arbeit ist alles denkbar!
- Neue Fähigkeiten erlernen: Je nachdem welches Projekt du dir aussuchst, hast du die Möglichkeit neue Fähig- und Fertigkeiten zu erlernen und/oder bestehende zu vertiefen. Urlaub gegen Hand bietet die Gelegenheit, Neues auszuprobieren und aus deiner Komfortzone herauszutreten.
Meine Erfahrungen mit "Urlaub gegen Hand" in Lateinamerika
Ich habe bereits Erfahrungen mit „Urlaub gegen Hand“ in drei Ländern sammeln können. Diese haben sich entweder aus persönlichen Kontakten oder über geeignete Internetplattformen ergeben. Dazu später mehr! Die Tätigkeitsfelder sind einzigartig und unterscheiden sich in den meisten Punkten, aber es gibt auch einige Überschneidungen. Bevor ich hier jetzt weiter um den heißen Brei herumschreibe, berichte ich euch nun von meinen konkreten Erfahrungen mit „Urlaub gegen Hand“ in Lateinamerika.
2 Wochen unter Freiwilligen in Argentinien (2020)
Mein bestehender Kontakt zu meiner ehemaligen Partnerorganisation (Ja! Ich war auch mal Freiwillige in Argentinien) hat es mir ermöglicht als Teamerin an zwei Seminaren teilzunehmen. Gestellt wurde Unterkunft & Verpflegung.
Auf dem ersten Seminar unterstützte ich die Seminarleitung bei verschiedenen Workshops – von der Planung über Durchführung bis hin zur Reflexion. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, die Perspektive zu wechseln und die damaligen deutschen Freiwilligen ein Stückchen zu begleiten.
Das zweite Seminar richtete sich an Argentinier:innen, welche sich auf ihren Aufenthalt in Deutschland vorbereiteten. Hier waren meine Aufgaben ähnlich und zwar: Unterstützung bei den Workshops, Fragen und Unsicherheiten bzgl. Deutschland klären sowie die Argentinier:innen in Kleingruppen niedrigschwellig auf die deutsche Sprache vorzubereiten. Viele Vorurteile gegenüber den Deutschen wurden deutlich und bearbeitet. Insgesamt hatte ich auf beiden Seminaren eine tolle Zeit und es war schade, dass sie so schnell vorbeiging. In dem Blogbeitrag „Unter Voluntari@s“ berichte ich ausführlicher von meiner Erfahrung als Teamerin in Argentinien.
Aus 1 mach 4 in Chile (2020)
Diese Möglichkeit habe ich über eine Internetplattform gefunden. Ein Hostel in Valparaíso hatte gepostet, dass sie Unterstützung für die alltäglichen Hostelaufgaben suchten – im Tausch für Unterkunft & Frühstück unterstützte ich im Hostel für 20 Stunden pro Woche.
Der Tag wurde hier in drei Schichten aufgeteilt, für die sich die Volunteers in eine Liste eintrugen. Die zu erledigenden Aufgaben variierten je nach Schicht. So bereitete ich mal das Frühstück vor, reinigte Küche & Bad, goss die Blumen, machte Wäsche und fütterte die zwei Hostelkatzen.
Ursprünglich hatte ich geplant einen Monat zu bleiben, aber wie es ja so oft ist: Es kam natürlich anders als geplant, denn die Corona-Pandemie machte einen Strich durch meine Rechnung. Die Grenzen wurden geschlossen, aber nach Deutschland zurückzukehren war keine Option. Also blieb ich ganze vier Monate in diesem Hostel bis ich meine Reise fortsetzen konnte. Wie es im Lock Down in Chile für mich war, kannst du im Blogbeitrag „The Social Experiment“ nachlesen. Scherzhaft habe ich meine Zeit so genannt, denn wir waren acht fremde Personen unter demselben Dach – für eine unbestimmte Zeit! Rückblickend war er mein entspanntester „Urlaub gegen Hand“, da es nicht viel zu tun gab. Schließlich kamen keine neuen Gäste ins Hostel, so dass wir eher wie in einer großen WG lebten.
Ich ziehe in ein Schloss (2020)
Die Situation in Chile spitzte sich weiter und weiter zu … also musste ein neuer Plan her. Zack buchte ich einen Flug in die Dominikanische Republik, da es eines der ersten Länder war, welches seine Grenzen wieder öffnete. Zeitgleich suchte ich nach einer neuen Möglichkei für „Urlaub gegen Hand“ und wurde fündig: In einem Hostel in Cabarete für 20 Stunden die Woche. Unterkunft wurde gestellt, Verpflegung nicht. Zugesagt hatte ich erstmal 4-6 Wochen, denn ich wollte natürlich weiterreisen und noch mehr sehen.
Vielleicht kennst du Cabarete als Wassersporthochburg, aber es ist noch so viel mehr. Die ersten vier Wochen war ich die einige Voluntaria im Hostel. Zu meinen Aufgaben zählten Rezeption (Check-in/-out), Hunde füttern, Pool reinigen, Wäsche machen und den Gästen Frage & Antworte stehen. Wie mein Alltag in Cabarete damals aussah, kannst du übrigens in diesem Bogbeitrag nachlesen.
Nach sechs Wochen packte ich übrigens tatsächlich meinen Rucksack und fuhr nach Santo Domingo, aber nur vorübergehend. Schließlich hatte mich Cabarete überzeugt und ich verbrachte weitere fünf Monate im Hostel und setzte meinen „Urlaub gegen Hand“ nach einem Monat in Santo Domingo fort.
Es kamen mit der Zeit weitere voluntari@s, so dass die unterschiedlichen Schichten unter uns aufgeteilt wurden. Außerdem kamen auch immer mehr Gäste ins Hostel, was es spannender machte – ach, habe ich tolle Gespräche geführt! Außerdem hatte ich die Möglichkeit mir etwas Taschengeld an der Hostelbar zu verdienen und lernte, wie ein frischer Ananassaft oder ein dominikanischer Mojito zubereitet wird. Die Zeit in Cabarete war für mich sehr intensiv und lebensverändert und hat den Grundstein für mein jetziges Leben gelegt! Schon komisch, was so ein „Urlaub gegen Hand“ anstellen kann.
2 Monate im dominikanischen Dschungel (2024)
Meinen letzten „Urlaub gegen Hand“ habe ich in El Valle, Samaná, bei der Reiseagentur LaMaca Travel, welche Ausflüge und Retreats organisiert, gemacht. Tatsächlich war ich 2020 schonmal in El Valle, aber da gab es die Reiseagentur noch nicht. Was ich damals im dominikanischen Dschungel gemacht habe, erfährst du in dem Blogbeitrag „Roadtrip durch Samaná“.
Springen wir zurück in das Jahr 2024: Ich unterstützte das Team der Reiseagentur mit 25 Stunden pro Woche und erhielt dafür im Tausch Unterkunft, Verpflegung und Teilnahme an Ausflügen & Veranstaltungen. Meine Tätigkeiten waren sehr vielseitig und zwar: Bürotätigkeiten (E-Mail-Korrespondenz, Kundenakquise, Social Media Management, Webseiten-Optimierung), Dolmetscherin bei den Ausflügen (Spanisch-Englisch, Spanisch-Deutsch) und Unterstützung bei den Retreats.
Während meiner Zeit vor Ort fand das Zumba-Retreat statt, worüber ich mich als Zumba-Tänzerin besonders gefreut habe. Insgesamt erhielt ich wertvolle Einblicke in die Organisation von Veranstaltungen, erprobte mich im Social Media Management und bekam vermehrt positive Rückmeldungen zu meiner Kreativität & dem Storytelling. Meine Tage in El Valle waren immer ziemlich vollgepackt, da ich nebenbei noch für meine eigene Selbstständigkeit gearbeitet habe. Nichtdestotrotz hatte ich eine tolle und abwechslungsreiche Zeit!
So findest Du deinen passenden Ort für "Urlaub gegen Hand"
Alle meine „Urlaube gegen Hand“ begannen mit der Recherche – naja, fast alle. In Argentinien war ich einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Wie gehe ich aber bei der Recherche vor? Als erstes überlege ich mir natürlich, wohin ich möchte. Dann gebe ich den Ort + „Urlaub gegen Hand“ oder „volunteering“ in eine Suchmaschine ein.
Achtung: Unbezahlte Verlinkungen. Es gibt auch Internetplattformen wie z.B. workaway, worldpackers, wwoofing oder trustedhousesitters. Allesamt erfordern eine kostenpflichte Mitgliedschaft. Falls du keine Mitgliedschaft abschließen möchtest, kannst du dort trotzdem nach Einsatzorten schauen, allerdings werden keine Kontaktmöglichkeiten preisgegeben. Also müsstest du dann weiter recherchieren. Wenn Hostels oder andere Einrichtungen für dich in Frage kommen, kannst du sie auch direkt über deren Webseite oder über die Sozialen Medien kontaktieren. Ansonsten gibt es noch eine „Urlaub gegen Hand“ – Facebookgruppe, wo Menschen suchen & fündig werden.
Vielleicht hast du ja auch bereits einen „Urlaub gegen Hand“ gemacht. Dann kommentiere doch gerne diesen Blogbeitrag und berichte von deiner Vorgehensweise bei der Suche von Einsatzorten.
Fazit: Unglaubliche Erfahrungen trotz schmalen Geldbeutels
Bisher habe ich erst vier „Urlaube gegen Hand“ gemacht – leider! Denn ich habe diese Möglichkeit erst sehr spät für mich entdeckt. Natürlich kenne ich Menschen, die work&travel in Australien, Neuseeland oder Kanada gemacht haben, aber da mich diese Regionen nie besonders reizten, zog ich diese Möglichkeit gar nicht erst in Betracht. Naja … meine Devise ist da eher „besser später, als nie“ und so bin ich froh, dass ich die Möglichkeit für mich entdeckt habe. „Urlaub gegen Hand“ schont nicht nur meinen Geldbeutel, sondern bringt mir auch unglaubliche Erfahrungen und wertvolle Kenntnisse auf beruflicher Ebene. Alle Tätigkeiten haben meinen Horizont erweitert und ich habe tolle Menschen kennengelernt. Das Jahr 2020 verbrachte ich fast ausschließlich mit „Urlaub gegen Hand“ oder bei Freund:innen im Ausland. Ich glaube, dass ich an meinen beiden Händen die Male abzählen kann, an denen ich wirklich für eine Unterkunft bezahlt habe. Kein Scherz! Wenn das nicht mal Grund genug ist, um Urlaub gegen Hand zu machen.
Wenn du noch weitere Anregungen zur Finanzierung deiner Langzeitreise brauchst, schaue mal in diesem Blogbeitrag vorbei. Dort habe ich dir eine Liste mit fünf Tipps zusammengestellt.
Vielen Dank, dass Du dir die Zeit zum Lesen meines Blogbeitrags genommen hast! Hat dir der Artikel gefallen, hast Du Fragen oder Anregungen? Hast du auch Erfahrungen mit „Urlaub gegen Hand“ gemacht? Dann erzähle mir gerne davon in einem Kommentar.
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