Alles hat ein Ende. Auch meine Zeit in Cabarete. Meine Monate in der Dominikanischen Republik. Meine eigentlich 1-jährige Auszeit, aus der dann doch 2 Jahre geworden sind. Schwupps, wie schnell die Zeit doch vergeht.
Zwei Jahre Höhen und Tiefen. Angedacht waren 12 Monate Südamerika. Am Ende sind es 6 Monate Südamerika und 18 Monate Dominikanische Republik geworden. In diesen vergangenen 18 Monaten war ich zwar für knapp 8 Wochen in meiner Heimat in Deutschland, allerdings nur zu Besuch. Es kam alles anders als gedacht! Insgesamt war ich 701 Tage unterwegs … vom 13. Januar 2020 bis zum 15. Dezember 2021.
"Welches Land gefällt dir besser?"
In den vergangenen Monaten wurde ich immer mal wieder gefragt: „Welches Land gefällt dir besser? Deutschland oder die Dominikanische Republik?“. Eine ganz schwierige Frage, wie ich finde … besonders als Gesprächseinstieg oder als Smalltalk. Eine Frage, die ich pauschal nicht beantworten kann. Meine Antwort war stets: „Es gibt kein besseres Land. Beide Länder haben ihre guten und schlechten Seiten. Es ist ja schließlich kein Wettbewerb“. Und so sehe ich es auch.
Es gibt sowohl positive und negative Aspekte. Da gibt es die Absicherung und das Geld im deutschen System, aber da sind auch der gefühlte gesellschaftliche Druck. Da sind die Freiheit und der ewige Sommer in der Dominikanischen Republik, aber auch die Armut und die Unsicherheit. Ich könnte an dieser Stelle noch viel mehr Gegensätze aufzählen, aber in diesem Blogbeitrag soll es nicht um Gemeinsamkeiten, Unterschiede oder Länderbashing gehen. Vielmehr nutze ich diese Zeilen dazu, um euch in meinen Kopf und meine Gedanken über meine Zeit in Lateinamerika mitzunehmen.
Mein Reisetyp: Hauptsache weg!
Glücklicherweise bin ich eine Person, die sich an vielen Orten schnell wohlfühlen kann. Ich bleibe meist länger an einem Ort, der mir gefällt. Ich muss nicht ständig reisen. Ich muss nicht ständig etwas Neues sehen. Ich muss nicht den Sehenswürdigkeiten hinterherjagen. Ich muss niemandem nacheifern. Ich reise in meinem Tempo.
Reisen ist sowieso etwas sehr individuelles. Einige mögen alles vorab planen und buchen … andere buchen nur die Unterkunft und schauen dann … wiederum andere buchen nur einen Flug und vielleicht die ersten Nächte in einer Unterkunft … und dann gibt es noch diejenige, die ihren Job kündigen, ein One-Way Ticket buchen und schauen, was passiert. Ich gehöre definitiv zu der letzteren Gruppe.
Und wer hätte gedacht, dass mein damaliges One-Way Ticket nach Buenos Aires sogar 18 Monate Aufenthalt in der Dominikanischen Republik beinhaltete? Ich auf jeden Fall nicht! Umso dankbarer bin ich, nicht alles vorher geplant zu haben. Die Pandemie hat mir zwar einen Strich durch mein ursprüngliches Vorhaben gemacht, allerdings wäre ich ohne Covid-19 auch womöglich nicht für so lange in Cabarete gelandet. Wie schon gesagt, es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. In meinem Zwischenfazit nach 275 Tagen Reisen vom letzten Jahr könnt ihr nochmal nachlesen, wie es mir damals erging. Zum Zeitpunkt des Artikels wusste ich noch nicht, was mich erwarten würde, aber dort habe ich meine anfängliche Begeisterung für die Dominikanische Republik und mein Umgang mit Veränderungen erläutert.
Einmal One-Way nach Buenos Aires, Argentinien, bitte.
One-Way nach Buenos Aires mit Aussicht auf 12 Monate Backpacking durch Südamerika. Meine Augen glänzten. Ein Vorhaben, das ich immer wieder vor mir hergeschoben hatte. Erst wollte ich direkt nach dem Studium los, dann doch erstmal lieber etwas arbeiten und schwupps vergingen die Jahre im Hamsterrad. Ich hatte allerdings nicht aufgehört davon zu reden und irgendwann hatte ich mir ausreichend Geld zusammengespart. Also wurden meine Ausreden immer weniger. Endlich war es dann soweit. Der Entschluss wurde gefasst, wann es losgehen sollte, und dann ging alles ganz schnell. Mein erstes Ziel war mein Herzensland Argentinien.
Nach Ende meines Freiwilligendienstes in Buenos Aires (im Jahr 2011) kehrte ich mehrmals in das Land zurück, um meine argentinischen Freunde zu besuchen. In dieser Zeit entstand auch mein Blog und ich habe seitdem nicht aufgehört zu schreiben. Argentinien, mein Herzensland. Buenos Aires, so groß und unübersichtlich, dass es schon wieder schön ist. Dort startete mein Südamerika-Abenteuer im Januar 2020. Die Wiedersehensfreude war groß, als ich ankam … der Abschied mal wieder sehr schwer, als ich ging. Ich hatte eine großartige Zeit mit alten und neuen Gesichtern!
Stillstand in Valparaiso, Chile
Mit einer Träne in einem Auge und mit einem Glänzen im anderen Auge, überquerte ich die Grenze nach Chile. Ich wusste nicht, wann ich nach Argentinien zurückkehren würde, allerdings freute ich mich auch auf das Kapitel Chile, wobei sich zum damaligen Zeitpunkt bereits der Schatten „Corona“ über der Welt ausbreitete. Grenzen wurden geschlossen, Flüge gestrichen, Rückholflüge organisiert. Für mich und weitere 7 Personen im Muffin Hostel in Valparaiso kam das überhaupt nicht in Frage. Aushalten und Abwarten war also angesagt.
Dank meiner kleinen Hostelfamilie überstand ich auch diese Zeit der Ungewissheit. Die Monate in Valparaiso waren lang, aber ich konnte zur Ruhe kommen. Ich habe angefangen mich mit meinen „Baustellen“ und negativen Glaubenssätzen auseinanderzusetzen – etwas, das ich immer von mir weggeschoben habe. Ich würde sagen, dass ich in der Zeit in Chile wieder zu mir selbst gefunden habe. Ich war gewappnet für das, was noch kommen soll.
Die Dominikanische Republik öffnete mit als erstes wieder ihre Grenzen für Tourist:innen. Was ein Zufall oder doch ein Zeichen?! So buchte ich ein weiteres One-Way Ticket … diesmal nach Santo Domingo. Und wie oben schon erwähnt, sorgen One-Way Tickets immer für Überraschungen!
Auf dem Bild: Sabrina und ich reisen gemeinsam in die Dominikanische Republik. Kait verabschiedet sich von uns. Hier nachzulesen!
Nur mal "kurz" in Cabarete vorbeischauen
18 Monate in der Dominikanischen Republik. 18 Monate habe ich Cabarete als mein Zuhause bezeichnet. Anfangs wollte ich nur ein paar Wochen bleiben, doch ganz schnell wurde mir klar, dass daraus nichts wird. In meinen Augen ist Cabarete ein magischer Ort. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in der Dominikanischen Republik so wohl fühlen könnte.
Schon in der Kindheit bin ich mit meinen Eltern und Brüdern in die Dominikanische Republik geflogen, um Familienurlaub zu machen. Als Halb-Dominikanerin gar nicht so abwegig, allerdings stand die Dominikanische Republik nie auf meiner Liste der Länder, in denen ich längere Zeit verbringen oder sogar leben möchte. Cabarete hat es allerdings auf diese Liste geschafft! Ich habe eine ganz andere Seite des Landes kennenlernen können und somit ein ganz anderes Bild der Dominikanischen Republik bekommen. Dominikanische Republik. Nun ein weiteres Herzensland!
Aufwachen aus meinem Traum
Die letzten Tage habe ich in Santo Domingo verbracht. Ende November hatte ich mich bereits in Cabarete verabschiedet. Die Wochen davor habe ich noch sehr intensiv erlebt und wollte es nicht wahrhaben, dass es bald vorbeigeht.
Eine sehr gute Freundin aus Deutschland hat mich sogar noch für zwei Wochen besucht. Das war sehr schön! Ich habe ihr bekannte Ecken des Landes gezeigt, allerdings auch neue Gegenden mit ihr erkundet. Ich habe weitere unvergessliche Momente erlebt, wie z.B. Ziplining in El Valle auf der Halbinsel Samaná oder Paragliding in den Bergen von Jarabacoa. Witzigerweise wurde mein Lieblingscafé Fresh Fresh in Cabarete (nachzulesen hier in diesem Artikel: Meine 5 Lieblingsplätze in Cabarete) auch zu ihrem Lieblingscafé. Durch sie konnte ich Cabarete nochmal „neu“ erleben, da für sie alles neu war. Danke dafür!
Next Stop: Mein Heimatdorf in Dithmarschen
Liebe Menschen fragten mich in letzter Zeit, ob ich mich auf Deutschland freue … auf das, was nun kommt. Ich bekam Nachrichten über (Vor-)Weihnachtspläne und dachte mir: „Das ist doch alles noch so weit weg!“ Räumlich gesehen war es bis Anfang der Woche noch weit weg … zeitlich gesehen ist es sehr nah! Nun sitze ich hier wieder in meinem Elternhaus, in dem ich aufgewachsen bin und nehme den Feinschliff des Artikels vor. Schon komisch!
Natürlich bin ich schon sehr gespannt, auf mein nächstes Kapitel … auf das, was im neuen Jahr auf mich wartet. Schließlich habe ich mich dazu entschieden! Es fühlt sich gerade nur so an, als würde ich aus einem Traum, MEINEM Traum, aufwachen, und zurück in eine andere Realität gehen. Schon verrückt!
Ich war noch nie gut im Abschied nehmen … wollte nie, dass es zu Ende geht … auch jetzt kommt dieses Gefühl wieder hoch. Aber dieses Mal ist es anders Ich spüre, dass es Zeit war, zu gehen … auch wenn vielleicht nur für eine Weile. Ich weiß, dass ich wieder zurückkehren werde … in die Dominikanische Republik, mein Herzensland!
10 Erkenntnisse aus 2 Jahren Lateinamerika
Bereits am Anfang des Jahres habe ich euch 5 Erkenntnisse auf Reisen, die ich gemacht habe, mitgegeben. Nun möchte ich diese Liste der 5 Erkenntnisse noch um weitere Erkenntnisse erweitern. Dabei handelt es sich um MEINE persönlichen Erkenntnisse, die ich in den letzten 2 Jahren gesammelt habe. Reiseerfahrungen sind so individuell wie wir Menschen es sind und trotzdem möchte ich 10 Erkenntnisse mit dir teilen!
- Wenn ich 2 Jahre unterwegs sein kann, kannst du das auch! Es ist nur eine Entscheidung entfernt … und diese Entscheidung kostet Mut. Sei mutig!
- Weniger ist mehr! Reise und lebe minimalistisch. Je weniger hast, desto weniger brauchst du zum glücklich sein.
- Reise in deinem eigenen Tempo.
- Ich habe meine Komfortzone verlassen und es haben sich Türen geöffnet, von denen ich nicht mal wusste, dass sie existieren.
- Nicht jeder Tag ist wunderbar. Allerdings gehen schlechte Tage und Phasen auch wieder vorbei.
- Sei dankbar für jede einzelne Erfahrung!
- Ein gradliniger Weg führt nicht unbedingt ans Ziel. Schaue öfter mal nach rechts und links und nehme ggf. eine Abzweigung. Das gilt auch für den Lebenslauf!
- Tagebuch schreiben unterstützt Gedanken zu sortieren und das Erlebte zu verarbeiten. Es ist nicht nur schön, um sich später zu erinnern, sondern auch um die eigene Entwicklung nachzuverfolgen.
- Nur weil ich meine lieben Menschen nicht mehr treffen kann, heißt es nicht, dass wir weniger befreundet sind. Äußere Umstände verändern sich zwar, allerdings bleiben langjährige Beziehungen unverändert.
- Zwar keine neue Erkenntnis, aber immer wieder erwähnenswert: Zeige Demut und nimm‘ Kontakt zu Einheimischen auf. Reise nicht mit der Nase nach oben. Nur weil Du privilegiert genug zum Reisen bist und einen deutschen Pass besitzt, heißt es nicht, dass Du besser als andere bist!
Ich bin dankbar!
Wenn die Reise mir eins gezeigt hat, dann ist es DANKBARKEIT. Nichts ist selbstverständlich! Wir sollten öfter einfach mal DANKE sagen und die kleinen und selbstverständlichen Momente wahrnehmen und uns über sie freuen. Alles ist im Fluss! Was heute selbstverständlich ist, kann es morgen schon nicht mehr sein. Also nutze ich das Ende dieses Blogartikels, um meine Dankbarkeit in die Welt zu tragen.
Ich bin dankbar für meinen Mut! Ich bin dankbar für all die schönen Momente, die ich sammeln durfte! Ich bin dankbar für meine richtigen und „falschen“ Entscheidungen! Ich bin dakbar für meine Gesundheit. Ich bin dankbar für meine Ideen. Ich bin dankbar für das Verständnis und die Unterstützung. Ich bin dankbar für euch, meine Leser:innen. Ich bin dankbar für einen Ort, an den ich immer zurückkehren kann. Ich bin dankbar für meine Familie, Freunde und Herzensmenschen.
Wofür bist du dankbar?
Vielen Dank, dass Du dir die Zeit zum Lesen meines Artikels genommen hast! Hat dir der Artikel gefallen, hast Du Fragen oder Anregungen? Hast Du Tipps, die das Ankommen nach einer Reise erleichtern? Oder hast Du weitere Erkenntnisse gesammelt, die Du gerne teilen möchtest? Dann lass’ gerne einen Kommentar da.